Ja, ich will! oder: Die Geschichte des Konsums

Ja, ich will! oder: Die Geschichte des Konsums

Jedes Jahr aufs Neue gibt es den Moment, in dem man realisiert, dass 1. das Jahr bald zu Ende geht, 2. davor noch Weihnachten liegt und 3. dass auf die Tube drücken ab jetzt echt nötig ist. Denn spätestens seit uns klar wurde, dass es weder Weihnachtsmann noch Christkind gibt, müssen wir uns in dieser Zeit um Geschenke für Familie und Freunde kümmern. Wann, wenn nicht jetzt, wäre es also sinnvoll die Geschichte des Konsums einmal genauer zu betrachten?

Die Lust auf neue Produkte:
Exotisches aus Übersee

Die ist nämlich tatsächlich nicht mal annähernd so alt wie das Weihnachtsfest. In Europa können wir gerade einmal auf 300 Jahre zurückblicken – wenn wir uns darauf einigen, dass Konsum bedeutet, Dinge zu erstehen, die zum Leben nicht unbedingt notwendig sind oder die in die Kategorie „Luxus“ fallen. Denn in dieser Zeit kam zu dem „brauchen wir wirklich“ das „wollen wir“, zuerst in Holland, dann in England und dem restlichen britischen Empire.

Dies lag zum einen daran, dass diese Länder durch ihre vielen Kolonien exotische Waren einführten, die bis dahin in Europa unbekannt waren. Edle Stoffe, feine Seifen und exotische Gewürze aus Übersee waren von da an nicht nur dem Adel vorbehalten, sondern schafften den Sprung in die Häuser und Schränke der immer wohlhabender werdenden Bürgerschicht.

Zum anderen wurde Konsum zu dieser Zeit zum ersten Mal als etwas Positives konnotiert – wer konsumiert und neue, schöne Dinge schätzt, fordert den Handel und durch die Erstarkung der Wirtschaft wird das eigene Land reicher und stärker. Der Historiker Frank Trentmann zeigt in seinem Buch „Herrschaft der Dinge“, dass im Konsum letztendlich auch ein christlicher Akt gesehen wurde, denn wer konsumiert schätzt die Schöpfung Gottes und folgt dieser. Der Philosoph Adam Smith prophezeite gar eine zivilisierende Wirkung auf die Menschen durch den Konsum, da hierdurch Konkurrenz- und Aggressivitätstriebe in harmlose Bahnen gelenkt würden – dies sei mal so dahingestellt.

Der Weg zum Massenkonsum:
Die industrielle Revolution

Dass gerade England zu den Vorreitern in Europa zählt, hat noch einen weiteren Grund: Hier liegt die Wiege der industriellen Revolution. Durch das Mehr an Produziertem gab es auch mehr zu kaufen. Und durch das stetige wachsen der Arbeiterklasse gab es auch mehr Leute, die es sich leisten konnten zu konsumieren. Die Wirtschaft begann zu rollen und nach diesem Schema läuft sie bis heute.

Durch die Einführung von festen Preisen wurden die Luxusartikel vergleichbarer und das Feilschen und Handeln wurde obsolet. Ungefähr zur selben Zeit begann die Bewerbung der verschiedenen Produkte. Was vorher Marktschreier im Kleinen erledigten, prangte nun von Plakaten und Werbezetteln. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erste Litfaßsäule Deutschlands in Berlin aufgestellt. Damals wurde diese schnell zum wichtigsten Werbemittel, aber noch heute wecken große Plakatwerbungen im öffentlichen Raum unser Begehren.

Ex und hopp:
Die Schnelllebigkeit der Dinge

Nie war Kaufen schöner als in den 1950er Jahren, so macht es zumindest heute den Eindruck. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fehlte es an allem. Der Wunsch nach einem heimeligen Zuhause war groß und die Entwicklung rasant: Waschmaschine, Staubsauger, Fernseher – der Markt schien keine Sättigung zu kennen. Tatsächlich kam erst in den 1980er Jahren eine größere konsumkritische Bewegung auf, die Zweifel an der schnellen Austauschbarkeit der Konsumgüter hatte. Mittlerweile hat sich ein großer Teil des Handels ins Internet verlagert, egal ob Produkte, die es um die Ecke gibt oder für welche, für die man eigentlich den Atlantik überqueren müsste – alles ist nur einen Klick entfernt.

Kaufen, Kaufen, Kaufen:
Wie sollen wir heute damit umgehen?

Unser Wirtschaftssystem ist auf Konsum gepolt. Würden wir aufhören zu kaufen, würde es zusammenbrechen. Von dieser Gefahr sind wir allerdings meilenweit entfernt. Halten wir also in der konsumorientiertesten Zeit des Jahres doch einmal kurz inne und greifen auf schönes, brauchbares und nachhaltiges zurück. Und als Alternative: Warum nicht gemeinsame Zeit und gemeinsame Erlebnisse verschenken?

Schöne Ideen findest du in unserem Blogbeitrag: Nachhaltige Geschenkideen

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